Informationen für Betroffene
Informationen für Betroffene in Zusammenhang mit unserer Pressemitteilung „SARS-CoV-2 geht ins Auge“
Am 24. März 2022 veröffentlichte ein interdisziplinäres Forscherteam unter der Leitung von Thomas Rauen und Hans Schöler an unserem Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin und dem Virologen Stephan Ludwig von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster eine Studie in der Fachzeitschrift ‚Stem Cell Reports‘ über die Infektionsmöglichkeit der Netzhaut durch das Coronavirus.
In dieser Studie wurden Organoide – ein organähnliches Modellsystem – der Netzhaut aus menschlichen reprogrammierten Stammzellen verwendet, um die SARS-CoV-2 Infektion der Netzhaut zu untersuchen. Organoide sind gezüchtete Zellgruppen, die sich selbst zu Zellstrukturen organisiert haben. In den Netzhaut-Organoiden kommen die unterschiedlichen Zelltypen der Netzhaut vor und sie haben sich so arrangiert, wie sie es in der menschlichen Netzhaut tun. Es handelt sich hier also um eine sogenannte 'in vitro' (= 'im Glas' also im Labor in der Petrischale) statt 'in vivo' (= im lebendigen Organismus) Studie.
Die Forscherinnen und Forscher zeigten anhand dieser Netzhaut-Organoide, dass SARS-CoV-2 Netzhautzellen, vor allem retinale Ganglienzellen, aber auch Lichtsinneszellen infizieren kann. Darüber hinaus zeigten sie, dass sich Coronaviren auch in diesen Zelltypen vermehren können.
Reaktionen von Betroffenen zeigen uns, dass es immens wichtig ist, weiter zu forschen. Dabei möchten wir gerne Folgendes näher erläutern:
Unsere aktuelle Studie ist eine Grundlagenstudie, die in Zusammenarbeit mit Virologen entstanden ist. Sie hat neue Erkenntnisse geliefert, die nun weltweit anderen Wissenschaftlerteams zur Verfügung stehen. Viele Fragen sind noch offen, sowohl was die molekularen und zellulären Prozesse angeht als auch was die medizinischen Folgen – u. a. für das Sehen – betrifft. Somit sind auch viele verschiedene Disziplinen in der Forschung gefragt.
Das Forscherteam an unserem Institut konzentriert sich weiterhin auf seine Kernkompetenz: die Stammzell- und Organoidforschung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forscherteams sind keine Mediziner und sie planen keine Patientenstudien. Deshalb können wir am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin die Fragen, die Betroffene in Hinblick auf ihre Symptome oder ihren Krankheitsverlauf haben, leider nicht beantworten.
Durch die aktuelle Studie fühlen wir uns darin bestärkt, die Organoidforschung im Rahmen des von der Max-Planck-Gesellschaft geförderten White Paper Projektes “Brain Organoids: Alternatives to Animal Testing” weiter voranzutreiben. Unsere Arbeiten werden nicht nur dazu beitragen, die Zahl der Tierversuche in den Neurowissenschaften zu verringern und die Qualität der Wissenschaft zu erhöhen. Langfristig wird unsere Forschung auch den Weg zu einer personalisierten Medizin ebnen und sich auf die Transplantationsmedizin auswirken.
Anfragen von Betroffenen zu Stammzelltherapien können wir leider nicht beantworten. Denn: Wir betreiben Grundlagenforschung, keine Medizin.
Immer wieder wird - auch im Zusammenhang mit unserem Institut - über eine baldige Aussicht auf Heilung verschiedenster Krankheiten durch neueste Erkenntnisse der Stammzellforschung berichtet. Doch: Wir betreiben Grundlagenforschung, keine Medizin. Und bis aus neuen Erkenntnissen aus den Labors sichere und wirksame Therapien entstehen, können Jahre vergehen.
Einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Medizin sowie Sinn (und Unsinn) von stammzellbasierten Produkten und Behandlungen finden Sie jedoch im Online-Portal des Deutschen Stammzellnetzwerkes, des Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW, insbesondere die Patienten-Informationen und im "Stammzelllabor" dort, auf der Internetplattform www.zellux.net und im Patientenhandbuch der Internationalen Gesellschaft für Stammzellforschung (ISSCR; Übersetzung durch Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW). Die ISSCR hat zudem die Webseite www.closerlookatstemcells.org (englisch) kreiert, auf der Laien deutliche Informationen zu stammzellbasierten Behandlungen und Therapien finden.
Informationen für Betroffene (in Zusammenhang mit Stammzellen)
Forschungsansätze: Potenzial der Stammzellforschung für verschiedene Krankheitsbilder
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im europäischen Stammzellverbund „EuroStemCell“ möchten der Gesellschaft die stammzellbasierten Ansätze, die derzeit in den Laboren verfolgt werden, näher erläutern und haben daher Informationsseiten zum Forschungsstand und den potenziellen Anwendungsmöglichkeiten zu verschiedenen Krankheitsbildern eingerichtet. Über diese Übersichtsseite des Stammzellnetzwerk.NRW erhalten Sie einen Zugang zu den jeweiligen Informationsseiten.
German Stem Cell Network: White Paper zu Hürden der Translation der Stammzellforschung
Stammzellnetzwerk.NRW: Patienteninformationen
Patientenhandbuch zur Stammzelltherapie
A Closer Look at Stem Cells
Allgemeines zu Stammzellen
Über Stammzellen
Ethik und Recht
Ethische Fragestellungen und Rechtslage
Das Stammzelllabor
Webseite des Stammzellnetzwerks NRW:
Experten erklären die verschiedenen klinischen Anwendungsbereiche der Stammzellforschung.